Bachflohkrebse und Bilsteinhöhle – Ökologische Untersuchungen des Bio-LK im Sauerland
Am Mittwoch, dem 15.06.2022, brach der Biologie-LK nach der Zensurenkonferenz nachmittags nach Meschede auf. Vom dortigen Bahnhof wanderten die 13 Schülerinnen und Schüler die 3,5km vom Bahnhof zum Haus Dortmund, einer Jugendherberge auf dem Gebirgspass Stimmstamm im Arnsberger Wald. Angesichts der letzten kiesigen Etappe, die steil bergauf ging, wurde viel gestöhnt. Der Rollkoffer einer Schülerin wurde von diversen Personen gemeinschaftlich bis zur Jugendherberge befördert. Dort erwartete uns dann aber ein Abendessen und die Zimmer konnten belegt werden. Da die SchülerInnen das Abendessen als nicht angemessen empfanden und der Hinweg anscheinend doch nicht beschwerlich genug war, machten sie sich anschließend nochmal zu Fuß auf den Weg zurück nach Meschede, um sich mit Verpflegung einzudecken. Nur Frau Böckenfeld, Frau Hockmann und drei Schülerinnen blieben an der Jugendherberge, hielten einen Jäger im Auto an und verwickelten ihn in eine kritische Diskussion über die Jagd. Als alle anderen völlig erschöpft Stunden später wieder an der Herberge ankamen, wurde der Abend mit Stockbrot am Lagerfeuerund der Sichtung von Glühwürmchen beendet.
Am nächsten Tag wanderten nach dem Frühstück alle wieder bergab nach Meschede. Nach einer kurzen Einführung in die Gewässerökologie wurde die chemisch-physikalische und strukturelle Gewässergüte der Ruhr bestimmt. Gestärkt durch ein Eis (und dem laut Schülern besten Döner der Welt) ging es anschließend mit dem Bus und einer kurzen Wanderung zur Deponie des Hochsauerlandkreises in Bestwig. Dort bekamen wir durch Niklas Kloppenburg, dem Leiter der Deponie und Jäger, einen Einblick in die Jagd. Die SchülerInnen stellten viele Nachfragen zu den erlegten Tierarten, der Verarbeitung, der Organisation und Ausbildung als JägerInund rechtlichen Hintergründen. Auch die Zusammenarbeit von Forst und Jagd wurde beleuchtet. Frau Böckenfeld seufzte mehrfach, als bekannte Waldtierarten wie Reh und Dachs auf Fotos nicht erkannt wurden. Anschließend erläuterte Herr Kloppenburg, wie die Deponie funktioniert und führte uns herum. Unter anderem wurde das Prinzip der Umkehr-Osmose, die Verhinderung von Sickerwasser und Schadstoffbelastung der Umgebung erläutert. Nach knapp zwei Stunden musste wieder zur Bushaltestelle gewandert werden. Die Einsicht, dass dies der letzte Bus an dem Tag sein würde und wir beim Verpassen die 14 km zur Jugendherberge würden laufen müssen, trieb einige SchülerInnen zu besonderer Eile an und beschleunigte das Wandertempo enorm, sodass wir überpünktlich waren. Zurück an der Jugendherberge konnte eine Stunde Pause gemacht werden, bevor das Abendessen rief und Wolfhard Koth-Homann vom NABU Dortmund ankam, um mit uns die Kleine Gebke, den nächstgelegenen Bach, zu untersuchen. Aber auch, wenn Frau Böckenfeld beteuerte, dass sie eine Abkürzung gefunden habe und der Bach nur 600m entfernt sei, war jeder Schritt auf zugewachsenen Pfaden im Wald zu viel. Endlich angekommen, wurden zunächst von Wolfhard Koth-Homann die Kriterien der biologischen Gütebestimmung von Gewässern (Saprobienindex) erläutert, bevor die Gruppen mit Bestimmungsschlüsseln, Keschern und Gefäßen ausgestattet wurden. Begeistert folgten alle SchülerInnen einer alternativen Form der Jagd. Anhand der gefundenen Tiere konnte die Gewässergüte der Kleinen Gebke als gut bis sehr gut bestimmt werden. Zurück an der Jugendherberge wurde dann auf den Einbruch der Dämmerung gewartet, sodass mit dem BatDetektor die Ultraschalllaute der Fledermäuse hörbar gemacht werden konnten. Wir hatten Glück und ein Waldkauz antwortete auf einen Lockruf. So konnten wir alle zufrieden auf unsere Zimmer gehen und schlafen (oder auch nicht).
Geweckt wurden die Lehrerinnen am nächsten Morgen durch SchülerInnen, die auf der Terrasse standen und mehrfach entzückt ausriefen: „Es ist so schön hier! Findest du nicht auch? Wow! So schön!“. Diese vier SchülerInnen haben nicht etwa verbotene Substanzen konsumiert, sondern erlebten einen Glücksrausch nach einer schlaflosen Nacht. Beim Anblick des Frühstücks endete dieser aber wieder. Es scheint einfach dazuzugehören, dass SchülerInnen das Jugendherbergsessen quasi verweigern, auch wenn die Lehrkräfte damit zufrieden sind. Um 9 Uhr ging es dann mit gepackten Sachen per Bus ins Bilsteintal. Hier wurden wir durch die Tropfsteinhöhle geführt und lernten unter anderem, dass selbst das wenige künstliche Licht für Algenwachstum ausreicht. Anschließend gingen wir durch den Wildpark, lernten Rot- und Sikawild kennen, konnten Neozoen in Form von Waschbären aus nächster Nähe betrachten und erklommen teils trotz Höhenangst die Felsen.Die Regel „Gib SchülerInnen eine Bank und sie werden sitzen“ wurde dabei fortwährend befolgt und irgendwann waren auch die sportlichsten unter den SchülerInnen wandermüde. Als Frau Böckenfeld begeistert verkündete „Komm, wir gehen noch zu den Luchsen!“ entgegnete Maurice sehr bestimmend: „Frau Böckenfeld, es reicht jetzt! Kommen Sie hierhin!“. Fünf Minuten später betrachteten alle den Luchs, der durch sein Gehege zog. Es wurde Zeit, in einem Gasthaus einzukehren und einer möglichen Meuterei mit Pommes zu begegnen, damit wieder zufriedene SchülerInnen fotografiert werden konnten. Zum Abschluss im Bilsteintal wurden die Zollstöcke gezückt, Planquadrate auf der Wiese, in der Hecke und im Wald gelegt und Pflanzen bestimmt, um nach Ellenberg die abiotischen Umweltfaktoren und mit dem Luxmeter die Abnahme des Lichteinfalls zu entschlüsseln. Gegen 14 Uhr stiegen wir dann wieder in den Bus nach Meschede. Eine Verspätung zwang uns zu einer kurzen Pause an der Ruhr. Als uns eine Gruppe fremder Männer fragte, woher wir kommen, antwortete Frau Böckenfeld ganz naiv „Aus Dortmunder“. Amber übernahm das Gespräch und korrigierte schnell mit „Nein nein, aus NRW!“. Letztendlich konnten wir doch noch in den Zug zurück nach Dortmund steigen. Hier lösten Menschen, die sich ohne Maske durch die völlig überfüllte Bahn quetschten, bei Frau Böckenfeld einen Blick aus, der mit „So sauer habe ich Sie noch nie gesehen!“ kommentiert wurde.
Wir bedanken uns als Kurs ganz herzlich bei Niklas Kloppenburg für die Führung über die Deponie und den Einblick in die Jagd und ganz besonders für die Versorgung mit Eis und Getränken an einem sehr warmen Sommertag! Vielen Dank auch an Wolfhard Koth-Homann, der so mitreißend ist, dass wir nach einem anstrengenden Tag breitwillig in den Bach stiegen und Tiere fingen!
Der Bio LK
mit J. Böckenfeld und J. Hockmann