Hast du dich jemals gefragt, wie unser Gehirn Gedanken formt, Erinnerungen speichert und Emotionen steuert?
Genau diese faszinierenden Fragen stehen im Mittelpunkt der Deutschen Neurowissenschaften-Olympiade (DNO), an der ich in diesem Jahr teilnehmen durfte. Die DNO ist ein gemeinnütziger Verein, der jährlich Wettbewerbe und weitere Aktivitäten rund um das Thema Neurowissenschaften veranstaltet. Das Ziel ist es, SchülerInnen eine Plattform zu bieten, auf welcher sie ihr Wissen erweitern und ihre Begeisterung für das faszinierende Feld der Neurowissenschaften teilen können. In diesem Erfahrungsbericht möchte ich euch von meinen Erlebnissen und Eindrücken bei diesem Wettbewerb berichten und euch einen Einblick in die durchaus aufregende Welt der Neurowissenschaften geben.
Irgendwann am Anfang des Schuljahres fiel mir ein Buch in die Hände. Es trug bloß den unscheinbaren Titel „Neurowissenschaften“ und dennoch sollte es der Anfang einer Leidenschaft werden. Nachdem ich also das Thema oberflächlich angekratzt habe, stieß ich unverhofft auf die DNO. Meine Motivation war von Beginn an enorm, da es so schien, als ob der Wettbewerb perfekt für mich sein würde. Zunächst musste ich mich jedoch am Wettbewerb anmelden. Dazu schrieb mir mein Biologie-LK-Lehrer Herr Dr. Schmidt ein Empfehlungsschreiben und erklärte sich zusammen mit Frau Dr. Holländer dazu bereit, mich bei meinem Vorhaben, an dem Wettbewerb teilzunehmen, zu unterstützen. Schnell wurde meine Anmeldung bestätigt und die Vorbereitung konnte anfangen. Dazu bekam ich ein kleines Buch, das verschiedene Themenbereiche der Neurowissenschaften abdeckt, per E-Mail zugeschickt. Wichtige Themen waren hierbei die Physiologie des Nervensystems, Neuroanatomie und Neuropathologie. Wichtig zu erwähnen ist hier auch, dass der gesamte Wettbewerb auf Englisch gehalten wird. Das hat den einfachen Grund, dass sich diese Sprache als Sprache der Wissenschaft etabliert hat. Und so kam es, dass ich die Winterferien dafür nutzte, mich auf die DNO vorzubereiten.
Der diesjährige Regionalwettbewerb der DNO wurde in Bonn veranstaltet. Dazu reiste ich am 09. März mit großer Vorfreude nach Bonn. Dort wurde ich freundlich begrüßt und hatte vor dem Beginn des Tages noch Zeit, mich mit anderen Teilnehmenden zu unterhalten. Die DNO lässt sich in die folgenden Stationen aufteilen: written exam, neuroanatomy, patient diagnosis und podium session.
Der Wettbewerb starte mit einem Multiple-Choice-Test, für den wir 25 Minuten Zeit hatten. Dort wurde verschiedenes Wissen abgefragt. Beispielsweise in welchem Teil des Gehirns Erinnerungen geformt werden (richtige Antwort: Hippocampus). Ich verließ den Raum nach der Abgabe mit einem guten Gefühl und machte mich mit neu gewonnenen Freunden auf den Weg zur Neuroanatomie. Dort wurden uns Bilder von diversen Bereichen des Gehirns gezeigt, die wir benennen mussten. Neuroanatomie war vermutlich am anspruchsvollsten zu erlernen, da die Vorstellung der Strukturen des Gehirns im dreidimensionalen Raum nicht immer ganz so einfach ist. Abschließend sahen wir im Hörsaal Videos von Patienten mit neurologischen Erkrankungen, wie z.B. Parkinson oder Alzheimer, aber auch weniger bekannte wie Myasthenia Gravis. Tatsächlich war ich in der Lage, durch meine Vorbereitungen alle fünf Patienten mit der korrekten Diagnose zu versehen. In den Pausen zwischen den Stationen hatten wir die Möglichkeit, mit Forschenden über ihre Arbeit zu reden und eine interessante NeuroExpo zu besuchen. Ehrlich gesagt verbrachte ich die Zeit in der Pause mit neu gewonnen Freunden, mit denen ich mich auch über nicht-wissenschaftliche Themen unterhielt. Abschließend wurden die besten 15 Teilnehmenden auf das Podium gerufen und tatsächlich gehörte ich dazu. Somit qualifizierte ich mich für den Bundeswettbewerb.
Die Reise sollte also noch nicht zu Ende sein. Also machte ich mich am 26.04. auf den Weg nach Frankfurt am Main. Der Wettbewerbstag ähnelte dem Regionalwettbewerb sehr. Wir stellten Diagnosen, untersuchten Gehirnmodelle und mikroskopierten echtes Hirngewebe und beantworteten spannende Fragestellungen. Nach dem Abschluss dieser drei Stationen wurden die Punkte zusammengezählt und die besten zehn Teilnehmenden wurden zu einer Podiumsrunde nach vorne gebeten. Zu meiner Freude gehörte ich unter die Top 10 und durfte Fragen vor einer Jury aus Professoren und Forschenden beantworten. Abschließend belegte ich den fünften Platz. Meine Freude, dieses Ergebnis erreicht zu haben, war riesig und motiviert mich weiterhin, mein Wissen in diesem Bereich zu vertiefen. Es ist vermutlich nicht verwunderlich, dass ich plane, nächstes Jahr erneut an der DNO teilzunehmen.
Insgesamt nehme ich von der DNO mit, wie toll es sein kann, sich mit anderen Personen über spezielle Themen zu unterhalten. Im gesamten Wettbewerb stand das Kompetitive wenig im Vordergrund. Vielmehr wurde der wissenschaftliche Austausch gefördert.
Von Jakob Kasprzynski (Q1)