Frauen, Leben, Freiheit - iranische Frauenrechtlerinnen am IKG (21.12.2022)
Freiheit und Rechte für alle Menschen sind ein Privileg, welches nicht alle Menschen auf der Welt genießen können. Was es bedeutet, als Frau im Iran zu leben, welche Einschränkungen der Freiheit, Individualität und Rechte dort an der Tagesordnung liegen, haben die Schüler*innen der Jahrgangsstufe Q2 am Immanuel-Kant-Gymnasium bei einem Vortrag von Frauen erfahren, die es tagtäglich am eigenen Leib erfahren haben.
Die Zeit kurz vor Weihnachten sollte friedlich und besinnlich sein, doch dass das nicht überall auf der Welt zurzeit der Fall ist, sieht man jeden Tag in den (sozialen) Medien. Eines der präsentesten und wichtigsten Themen in diesem Zusammenhang ist diefeministische Revolution im Iran. Aus diesem Grund lud das IKG die angehenden Abiturienten*innenein, am 21.12.22 an einem Vortrag mit anschließender Diskussion zur Revolution im Iran in der Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums teilzunehmen.
Nach einem geschichtlichen Einstieg über die Herrschaftsverhältnisse in Persien und dem Iran wird aufgezeigt, wie die aktuelle islamische Regierung in den Iran einzog. Frühere Frauenrechte im Iran besagten, dass Frauen studieren, unverschleiert Sport betreiben und im öffentlichen Raum singen durften. Diese Rechte gibt es in der aktuellen Zeit im Iran nicht mehr, so eine der Frauenrechtlerinnen. Religiöse Gesetze gebenheute vor, wie sich Frauen verhalten sollen. Mit neun Jahren nahmdie Sprecherin wahr, dass ihr viele Rechte nach und nach weggenommen wurden: Fahrrad fahren, im T-Shirt auf die Straße gehen und singen und tanzen sei nun nicht mehr möglichgewesen. „Nie wieder mit offenen Haaren mit dem heißgeliebten Fahrrad die Straße entlangfahren.“
Vor allem nach dem Tod der 22-jährigen Kurdin MahsaJînaAminiim September 2022 gehen Frauen im Iran auf die Straße, nehmen ihre Kopfbedeckungen ab, singen und kämpfen für ihre Rechte und Freiheiten. Dafür werden sie verfolgt, verprügelt und verhaftet. Junge Frauen sitzen aktuell für bis zu 24 Jahren in Haft und büßen dafür, sich für sich und ihre Mitmenschen einzusetzen.
Es gäbeaktuell drei Optionen für Frauen im Iran: demonstrieren und verhaftet werden, stillschweigen und akzeptieren oder auf der Suche nach Freiheit das Land verlassen. Es wirdgeschildert, dass eine der Frauenrechtlerinnen mit einem Gepäckstück von 30 kg ein neues Leben in einem fremden Land begonnen hat. Gedanken an die Familie und finanzielle Ungewissheit begleiten sie hier in Deutschland stetig.
Eine der Frauenrechtlerinnen geht auf die Situation der Jugendlichen im Iran ein, die in dem Alter der Schüler*innen des IKGs sind. In den Schulen werden Jungen und Mädchen getrennt. Das Aussehen wird jeden Tag überprüft. Alle als normalangesehenen Aktivitäten eines Jugendlichen in Deutschland sindfür Jugendliche im Iran unmöglich. Gehe ich nach dem Abitur ins Ausland? Habe ich eine freie Zukunft vor mir? Diese Fragen verdeutlichen kontrastierend die unterschiedlichen Zukunftsvisionen von Jugendlichen in Deutschland und im Iran. „Was ist das für ein Privileg anziehen zu können, was man möchte und auf die Straße zu gehen und zu protestieren, ohne um sein Leben zu fürchten oder befürchten zu müssen, verhaftet zu werden?!“
Nach den persönlichen Geschichten der drei Frauenrechtlerinnen treten die Abiturenten*innen in einen Austausch mit ihnen und haben die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Dabei steht die Rolle Deutschlands und der Bundesregierung als Handelspartner im Fokus. Hier wünschen sich die Frauenrechtlerinnen mehr Druck auf das iranische Regime.
Laura Hoffmann
(Bilderquelle: Power-Point-Präsentation der Vortragenden)