Im Rahmen der Unterrichtsreihe zu elektroakustischer und elektronischer Musik haben sich die Schülerinnen und Schüler des Grundkurses Musik in der Q2 nicht nur mit ästhetischen Konzepten namenhafter Musiker des 20. und 21. Jahrhunderts auseinander gesetzt, sondern sind selbst kreativ geworden und haben ihre Alltagsumgebung – unsere Schule – akustisch be- und verarbeitet. Unter dem Motto So klingt das IKG sind in Partnerarbeit Stücke im Stil der sogenannten musique concrète entstanden. Dazu haben die jungen Künstlerinnen und Künstler zunächst einzelne Klänge auf dem Schulgelände gesammelt und aufgenommen. Daraus haben sie abstrakte Eigenschaften wie rhythmische Wiederholungen oder bestimmte Tonabfolgen abgeleitet und haben diese elektronisch weiterverarbeitet und verfremdet. Anschließend haben sie die Klänge angeordnet und die Dramaturgie ihres IKG-Stücks festgelegt. Wir freuen uns, den akustischen Eindruck unserer Schule hier teilen zu können. Zusätzlich erklären die Komponistinnen und Komponisten ihre Ideen. Wir versprechen, es ist zu hören: Unser Alltag ist gar nicht langweilig!
Mit einem Klick auf die Titel können die Stücke gehört werden.
Auf dem Weg durch die Schule haben wir versucht, verschiedene Geräusche festzuhalten. Dabei ging es vor allem um die Vielfalt der Klänge. Sie sollten sich möglichst unterschiedlich anhören, damit daraus gute Töne entstehen können, die sich voneinander unterscheiden. Auf diesem Weg ist uns auch der Titel zu diesem Stück eingefallen. Wir haben versucht, möglichst gut den Aspekt der Schule, aber auch den der Bildung miteinander zu verbinden. Bei der Zusammenstellung der Geräusche war uns vor allem wichtig, dass wir eine Struktur hinter dem Ganzen haben.
Erst müde → nur Kick + „Snare“
erstes Fach des Tages → Stiftgeräusche (schreiben)
danach Lieblingsfach → grooviger, mehr Töne
Pause, man trifft seine Freunde → Glasflasche
Fünf-Minuten-Pause → weniger Töne
Verabschiedung von den Freunden, es geht wieder in den Unterricht → leiser, das Stiftgeräusch ist noch da, aber als Akzent, so dass man nicht vergisst, dass man immer noch in der Schule ist
Daniel und Eren
Bei der Zusammenstellung der Klänge haben wir darauf geachtet, charakteristische „schulische“ Klänge aufzunehmen, die wir unbewusst versuchen, auszublenden oder die wir so oft hören, dass sie in unserem Schulalltag integriert sind, wie z.B. das Ticken der Uhr, das Schließen der Tür, die Begrüßung mit dem Lehrer usw. Diese Klänge sind jeden Tag in der Schule zu hören und können vielleicht im Unterbewusstsein unseren Tag sowie unsere Laune beeinflussen.
Unser Stück soll einen normalen Schultag mit allen Geräuschen und Klängen, die im Umfeld des IKG zu hören sind, darstellen. Es zeigt, wie diese sich anhören, wenn man einem Punkt am Tag erreicht hat, an dem die Konzentration am Ende ihrer Kräfte ist, aber man trotzdem verpflichtet ist, in der Schule zu sein und aktiv teilzunehmen. Der „normale“ Anfang des Stückes stellt einen energievollen Anfang in den Tag dar, der sich langsam in eine verzerrte und unangenehme Version verändert. Dies soll die Überforderung und die Müdigkeit eine Schülers oder Lehrer wiedergeben, welche trotzdem ihren Tag fortsetzen müssen. Ein Beispiel ist das Geräusch des Ranziehens eines Stuhles. Dies haben wir so wiederholt und verzerrt, dass es sich wie ein Herzschlag anhört. So stellen wir den Stress und die Nervosität dar.
Der Titel Chaque jour le même bedeutet auf Deutsch „Jeden Tag das Gleiche“. Wir finden diesen Titel passend zu unserer Komposition, da Schule ein sich wiederholender Prozess ist und das Gefühl der Müdigkeit sich bei den Personen öfter wiederholt. Die Wiederholung der Schulklingel am Ende des Stücks indiziert den Start eines neuen, „gleichen“ Schultages.
Eirini und Inga
Eine Unterrichtsstunde leicht gekürzt
Unsere Komposition soll eine gewöhnliche Schulstunde darstellen. Da Unterricht meist eher langweilig ist, haben wir das Ticken der Uhr benutzt, um die Sehnsucht nach dem Unterrichtsende zu verdeutlichen. Um den Unterricht selbst darzustellen, haben wir Schreibgeräusche eingefügt. Dazu gibt es auch ein Etui, aus dem am Anfang die nötigsten Sachen rausgenommen werden. Da auf dem Flur immer wieder Stimmen zu hören sind, haben wir eine Stimmdatei so bearbeitet, dass sie wie Kinder klingt. Eine andere Stimmdatei haben wir so bearbeitet, dass sie wie unser Kurs klingt und sie steht sowohl für Gemurmel, als auch für eine Pause. Am Ende gibt es noch Töne, die für Klang sorgen sollen. Dies sind erstens Klopfen auf dem Tisch und zweitens ein Stift, der an einem Geodreieck gerieben wird. Beides wurde bearbeitet. Zudem haben wir einen Filter benutzt, der die Langeweile und das darauffolgende Einschlafen symbolisiert.
Marlon und Nick
Mit unserem Stück wollten wir mit aufgenommenen und verarbeiteten Klängen den Alltag und das Leben unserer Schule vorstellen. Als erstes haben wir Schritte aufgenommen und eine sich öffnende Tür, denn jeder Tag beginnt so. Dann wurden Schritte auf der Treppe erfasst und es wurde auf die Tür geklopft. Wir befinden uns nun im Klassenraum. Der Unterricht ist vorbei, die Pause beginnt. Mit dem Rascheln des Holzgranulats und den Geräuschen einer Rutsche wollten wir den Spaß und die Aktivitäten der Kinder in der Pause zeigen. Mit zahlreichen Wiederholungen, Kontrasten, Verarbeitungen und weiteren Mitteln haben wir versucht, uns an den Stücken von Pierre Schaeffer zu orientieren und uns an die Merkmale der musique concrète zu halten.
Luan und Nikolay
Die sehr schnellen Wiederholungen der schlagenden Türen sollen zeigen, dass das ein häufiges und nerviges Geräusch im Schulalltag ist. Die Klingel am Anfang und am Ende des Stücks signalisiert den Beginn und das Ende eines langen Schultages. Das viele Gemurmel und die quietschenden Störgeräusche zeigen die typischen lauten Geräusche, z.B. während der Pause, und ruhige Stellen während des Unterrichts. Das tickende Metronom symbolisiert die ablaufende Zeit, welche mal schnell und mal langsam vergeht.
Die Geräusche haben wir während der Pause und auch vor und nach der Schule aufgenommen. Die tickenden Schläge des Metronoms haben wir in der Geschwindigkeit den aufgenommenen Sounds angepasst.
Wir haben uns dazu entschieden, weniger Rhythmus einzuarbeiten, weil ein Schultag und die Geräusche unvorhersehbar sind. Die Schritte und das Öffnen und Schließen von Türen gehören wie der Rest zum Schulalltag.
David B. und Dennis
Der Titel Étude de l‘école wurde in Anlehnung an Pierre Schaeffers Études des bruits und Études aux sons animés gewählt. Wir haben versucht, die schulische Atmosphäre möglichst gut und musikalisch attraktiv wiederzugeben. Der Gong schellt jeweils zu Anfang und Ende der Parts, wie an einem Schultag. Die Wiederholungen sollen den sich wiederholenden Schulalltag repräsentieren, wobei der zweite Part leiser wird, um die schwindende Energie und Lust im Laufe des Jahres zu zeigen. Die Stimmen im Hintergrund stehen für den Unterricht und die im Vordergrund stehenden Geräusche für die Umgebung der Schule. Wir haben uns für eine Darstellung der Umgebung der Schule im Vordergrund entschieden, weil wir uns eher auf das konzentrieren wollten, was ein Außenstehender für einen Eindruck vom Schulalltag erhält. Einerseits hört dieser Vögel und die Natur von draußen, andererseits das Geschehen in der Schule, wie z.B. die Türen, die Stimmen und Schritte der Schüler, sowie die Klingel.
Philip und Rafail
Unser Stück trägt den Namen Musikstunde, da wir versuchen, in ihm die Atmosphäre und ein wenig den Ablauf der Stunde widerzuspiegeln. Unser Beat besteht aus zwei verschiedenen Klopfgeräuschen, welche das oftmalige Zuspätkommen sowie die Toilettengänge wiedergeben sollen. Deshalb ist ein weiteres Element des Beats auch das Aufgehen einer Tür. Auch wird der Beat durch einen Kugelschreiber und einen fallenden Stift unterstützt. Wir wählten all diese Geräusche, da ihre abstrakte Eigenschaft sehr der eines Schlagzeugs ähnelt bzw. sie sehr rhythmisch sind. Für unsere „Melodie“ wählten wir eine Tafel, das Öffnen und Schließen von Reißverschlüssen, sowie auch mehrere Stimmen bzw. Gespräche vom Ende des Unterrichts oder mitten drin, um den Unterrichtsverlauf widerzuspiegeln, in dem meist viel Aufmerksamkeit verloren geht. Auch eine Klingel ist zu hören, die den Beginn des Unterrichts einleiten soll.
Andreas und David G.