Demokratie stärken – Extremismus bekämpfen
Wochen der Vielfalt am IKG
Das Immanuel-Kant-Gymnasium Dortmund feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage – als erste Schule in ganz Deutschland. Dass es sich bei dieser Auszeichnung nicht nur um ein bloßes Siegel handelt, bewiesen im Februar die Wochen der Vielfalt, die in diesem Jahr unter dem Thema „Demokratie stärken – Extremismus bekämpfen“ standen.
Gerade in Zeiten, in denen sich politische Debatten vorwiegend um Unterschiede und Spaltungen in der Gesellschaft drehen, betonten die Workshops und Aktionen am IKG, wie wichtig ein tolerantes und faires Miteinander ist. Dabei wurden gleichermaßen historische Prozesse beleuchtet (Besuch der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache (der 7. Klassen) wie aktuellere Phänomene (Seminar zu Fake News online der 8. Klassen). Die Workshops zu Fairness und Demokratie der Klassen 5 und 6 zeigten zudem anhand praktischer Beispiele, wie jeder*r einzelne im Alltag einen Beitrag zum demokratischen Zusammenleben leisten kann.
Zusätzlich zum Engagement vieler externer Partner*innen übernahmen auch IKG-Schüler*innen der Oberstufe besondere Verantwortung für die Schulgemeinde. Nach einem eintägigen Coaching und weiterer individueller Vorbereitung stellten sie den 9. Klassen die Ausstellung zu Demokratie und Extremismus eigenständig vor, welche die Wochen der Vielfalt im Foyer als sichtbares Zeichen begleitete. Sana Belamkadem, stellvertretende Schulleiterin des IKGs, zeigte sich begeistert vom Engagement der Schüler*innen: „Ich hatte die Chance, einige Präsentationen zu erleben. Die Schüler*innen haben das wirklich professionell gemacht und die neunten Klassen super für dieses wichtige Thema motiviert.“
Zwei besondere Highlights der Vielfaltswochen stellten sicherlich die Aktionen für die Klassen 10 und Einführungsphase sowie für die Q2 dar. Für die 10. Klassen und die Einführungsphase konnte das IKG im Vorhinein den Journalisten Olaf Sundermeyer gewinnen, der in einem Vortrag und anschließender Gesprächsrunde anschaulich von seinen Erfahrungen mit rechten und rechtsextremen Gruppierungen im Ruhrgebiet und in Brandenburg berichtete. Obwohl er durch seine Recherchen schon mehrfach Bedrohungen ausgesetzt war, setzt sich Sundermeyer seit vielen Jahren weiterhin für demokratische Werte und die Bekämpfung von Extremismus ein – etwas, das ihm auch unter den IKG-Schüler*innen großen Respekt einbrachte. Sundermeyer zeigte sich nach seinem Vortrag ebenfalls beeindruckt von seinen Zuhörern*innen: „Das Publikum war ausgesprochen aufmerksam und hat sich über die Maßen rege an der Diskussion beteiligt. Viele waren bereits gut informiert, das Thema ,Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit‘ vs. Gleichwertigkeit und Menschenwürde scheint am IKG fest verankert.“
Der Abiturjahrgang des IKGs erlebte wohlmöglich den persönlichsten und emotionalsten Beitrag der Wochen der Vielfalt. Vielerorts werden aktuell Stimme laut: Ist die Jugend dem rechten Sog verfangen? Gerade aus diesem Grund scheint es wichtig, einen Blick hinter die Fassade zu werfen und aus erster Hand zu erfahren, was das Leben auf der „rechten Seite“ ausmacht. An zwei Veranstaltungstagen kamen hierzu zwei Aussteiger aus der rechtsextremen bzw. Hooligan-Szene zum Gespräch mit den Schülern*innen. Sie berichteten davon, wie sie in die Szene geraten sind und wie ihr Alltag aussah. Ein Fokus lag allerdings auch darauf, wie es ihnen gelang, einen Weg aus der (rechts-) extremistischen Szene zu finden, welche Hürden sie dabei überwinden mussten und was der Ausstieg heute für sie bedeutet. Zuvor wurden die Gesprächsrunden mit den Schülern*innen inhaltlich vorbereitet, sodass ein gewisses Vorwissen bezüglich der aktuellen Situation in Deutschland vorhanden war. In diesen Vorbereitungsrunden konnten zudem Fragen vorbereitet werden, die sie ihren Gesprächspartnern stellen wollen. In der Gesprächsrunde war neben den Aussteigern auch Thomas Schieber als Vertreter des Programmes PRISMA des Verfassungsschutzes vor Ort, um neben den biografischen Berichten Hintergrundinformationen zu liefern. Die Q2-Schülerin Alexandra Prib und ihre Mitschüler*innen waren sich am Ende des Tages einig: „Diese Erfahrung sollte jede*r einmal machen.“ Dass dieses Erlebnis noch lange nachklang, erzählte Amy Bürger (Q2): „Ich habe am Wochenende noch lange mit meiner Familie und meinen Freunden darüber gesprochen. Diesen Tag werde ich so schnell nicht vergessen.“
Text verfasst von Frau Almuth Delere und Frau Laura Hoffmann
Klasse 7 d in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache; Fotograf Rüdiger Koch
Vortrag und Diskussion Rechtsextremismus mit Olaf Sündermeyer; Jahrgangsstufen 10 und EF in der Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums Dortmund; Fotograf Rüdiger Koch